‚Arierparagrafen‘

Als ‚Arierparagraf‘ bezeichnet man bestimmte Paragrafen in der NS-Gesetzgebung, nach denen ‚Arier‘ gegenüber ‚Nichtariern‘ bevorzugt wurden. Ziel war es, ‚Nichtarier‘ durch diese Paragrafen aus dem gesellschaftlichen Leben auszuschließen. Grundlage war das rassistische Weltbild der Nationalsozialisten, nach dem die ‚arische Rasse‘ als stärkste und edelste galt, Jüdinnen*Juden hingegen als ‚Untermenschen‘ definiert wurden.

Bereits zwei Monate nach der ‚Machtübernahme‘ der Nationalsozialisten erließen diese ein erstes Gesetz mit einem ‚Arierparagrafen‘. Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 diente als Grundlage der Entlassung jüdischer Bürger*innen aus dem öffentlichen Dienst. So heißt es in Paragraf 3 (1) dieses Gesetztes: „Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen; soweit es sich um Ehrenbeamte handelt, sie sie aus dem Amtsverhältnis zu entlassen.“ Als ‚nichtarisch‘ nach dieser Gesetzgebung galt, wer ein jüdisches Eltern- oder Großelternteil besaß. Um weiterhin ihre Berufe ausüben zu können, mussten Betroffene einen ‚Abstammungsnachweis, den sogenannten Ariernachweis‘ erbringen. Dieser Nachweis bestand aus Geburts-, Sterbe- und Heiratsurkunden, die von Standesämtern, Pastoren oder Archivaren zu beglaubigen waren.

Lediglich jüdische Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten und deren Angehörige sowie vor dem 1. August 1914 Verbeamtete, waren von diesem Gesetz ausgenommen. Neben der staatlichen Gesetzgebung wurden jedoch auch in zahlreichen Verbänden und Vereinen – so auch in Sportvereinen – sogenannte ‚Arierparagrafen‘ eingeführt, durch die Jüdinnen*Juden aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wurden.


Literaturhinweise:

Benz, Wolfgang: Alltagsrassismus. Feindschaft gegen „Fremde“ und „Andere“. Frankfurt a. M. 2019.

Brüchert, Hedwig: Nationalsozialistischer Rassenwahn. Entrechtung, Verschleppung und Ermordung der Mainzer Juden, Sinti und geistig behinderten Menschen, in: Stadt Mainz (Hrsg.): Der Nationalsozialismus in Mainz 1933–45. Terror und Alltag (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 36), Mainz 2008, S. 79–92.

Scriba, Arnulf: Der ‚Arierparagraph‘, in: LeMo, Lebendiges Museum Online/ Deutsches Historisches Museum, Berlin, URL: <https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung-und-verfolgung/arierparagraph.html> [aufgerufen am 25.03.2021].

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