Kurzbiografie:
- Geboren am 1. März 1897 in Mainz
- im Widerstand denunziert
- 1944 wegen ‚kritischer Äußerungen‘ verhaftet
- nach Ravensbrück deportiert
- am 27. November 1956 für tot erklärt
Das Konzentrationslager Ravensbrück
Im preußischen Dorf Ravensbrück errichtete die SS ab 1939 das größte Konzentrationslager für Frauen aus dem Gebiet des Deutschen Reiches. Bereits im selben Jahr wurden die ersten weiblichen Häftlinge aus dem Konzentrationslager Lichtenburg nach Ravensbrück verlegt. Im April 1941 gliederten die Nationalsozialisten ein Lager für Männer an. Für junge Frauen und Mädchen entstand in unmittelbarer Nähe im Juni 1942 das „Jugendschutzlager Uckermark“.
Bis 1945 wurde das Konzentrationslager ständig erweitert. Die Häftlinge waren zumeist in Baracken untergebracht, ab Herbst 1944 zudem in einem Zelt. Die Frauen mussten im „Industriehof“ innerhalb der Lagermauern arbeiten, oder ab Spätsommer 1942 als Zwangsarbeiterinnen in den 20 Werkhallen der Firma Siemens & Halske direkt neben dem KZ-Gelände.
In der Zeit des Bestehens des Konzentrationslagers Ravensbrück von 1939 bis 1945 waren hier etwa 120.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.200 Mädchen als Häftlinge verzeichnet. Die nach Ravensbrück Deportierten stammten aus über 30 Nationen.
Ab 1941 wurden in Ravensbrück zahlreiche Frauen – die genauen Zahlen sind unbekannt – exekutiert. Anfang 1945 richtete die SS in einer Baracke im Frauen-KZ eine provisorische Gaskammer ein, in der sie von Januar bis April 1945 etwa 6.000 Häftlinge vergasten.
Am 30. April 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Ravensbrück, in dem sich noch etwa 2.000 Häftlinge befanden. Kurz vor der Befreiung hatte der Lagerkommandant noch über 20.000 Häftlinge in mehreren Todesmärschen Richtung Nordwesten treiben lassen.
Philippine Koch wurde am 1. März 1897 in Mainz geboren. Sie leistete Widerstand gegen das Regime des Nationalsozialismus, indem sie sich in der Öffentlichkeit kritisch gegen Hitler äußerte.
Sie wurde am 5. März 1943 vom Sondergericht Magdeburg gemäß § 2, Absatz 2 des Heimtückegesetz „wegen abfälliger Äußerungen über den Führer“ zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die Strafe war am 4. September 1943 verbüßt.
Bei einem Besuch ihrer Eltern in Mainz wurde Philippine Koch Ende November 1944 denunziert, weil sie sich in der Öffentlichkeit kritisch zum Verlauf des Krieges geäußert hatte. Dort wurde sie „vom Kaffeetisch weg“ im Hause Kaiserstraße 27 von der Gestapo erneut verhaftet und bereits am 2. Dezember 1944 in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert.
Ein Schreiben vom 13. Januar 1945 der „Fürsorgeabteilung“ des Konzentrationslagers Ravensbrück, die unter anderem für die Kommunikation mit Familienmitgliedern zuständig war, gibt ein letztes Lebenszeichen. Ob sie später vergast wurde oder auf einem Todesmarsch ums Leben kam, ist nicht mehr festzustellen. Auf Beschluss des Amtsgerichts Mainz wurde Philippine Koch am 27. November 1956 für tot erklärt.
Verfasser: Martin Steinmetz
Redaktionelle Bearbeitung: HdE
Literaturhinweise:
Fischer, Hennig (Hrsg.): Frauen im Widerstand. Deutsche politische Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück: Geschichte und Nachgeschichte (Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Bd. 62), Berlin 2020.
Homepage der Gedenkstätte Ravensbrück, URL: <https://www.ravensbrueck-sbg.de> [aufgerufen am 30.09.2021].
Der Stolperstein für Philippine Koch wurde am 3. Februar 2015 in der Großen Langgasse verlegt.