Rhein-Ruhr-Krise

Ruhrbesetzung 1923

Besetzung des Ruhrgebietes durch französische und belgische Truppen als Reaktion auf nicht geleistete Reparationszahlungen des Deutschen Reiches an die Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918), wie sie im Versailler Vertrag festgeschrieben worden waren.

Die Besetzung des Ruhrgebietes durch fünf französische und belgische Divisionen von insgesamt 60.000 Mann am 11. Januar 1923 war eine Folge des am 9. Januar 1923 festgestellten Lieferrückstands von Kohle und Holz als deutsche Reparationsleistung an die Alliierten. Als Reaktion auf die Besetzung des Ruhrgebiets rief die Reichsregierung zum passiven Widerstand gegen die französischen Besatzer auf und stellte die Reparationslieferungen an Frankreich sofort ein. Frankreich hatte schon länger das Ziel, das wirtschaftlich ergiebige Ruhrgebiet zu besetzen, um somit das Deutsche Reich ökonomisch und militärisch zugleich zu schwächen. Aus dem passiven Widerstand wurde teilweise auch ein aktiver Widerstand, indem rechtsradikale Wehrverbände beispielsweise Brücken sprengten, Bahnlinien blockierten und französische Wachtposten erschossen. Auch von französischer Seite ausgehend kam es zu blutigen Auseinandersetzungen und Toten. So wurden am 31. März 13 Arbeiter der Krupp-Werke bei dem Versuch, LKWs auf dem Fabrikgelände zu besetzen, von französischen Soldaten erschossen. In Mainz beteiligte sich der spätere Staatskommissar für das Polizeiwesen im Volksstaat Hessen, Werner Best, als Student an Demonstrationen gegen die rheinische Separatistenbewegung.

Streikende Beamte wurden mit vielen anderen Bürger*innen in das rechtsrheinische, unbesetzte Gebiet ausgewiesen, darunter auch zahlreiche Eisenbahner sowie Post- und Zollbeamte. Unter ihnen befanden sich auch die Oberbürgermeister von Mainz und Worms – genau wie Eduard Epstein. Mit Ausnahme der Stadt Oppenheim waren alle anderen rheinhessischen Kreisämter Ende 1923 zeitweilig von Separatisten besetzt. Der passive Widerstand kostete das Deutsche Reich täglich bis zu 40 Millionen Goldmark, weshalb er nicht lange aufrechterhalten werden konnte. In der Folge wurde aus der immer größer werdenden Geldnot heraus die Druckmenge an Papiergeld gesteigert. Das Aufrechterhalten des passiven Widerstands war seitens der deutschen Regierung nicht mehr länger vertretbar. Der deutsche Reichskanzler Cuno trat am 12. August nach einem Misstrauensantrag zurück. Einen Tag später kam es zu einer Regierungsneubildung aus DVP, Zentrum, DDP und SPD, wobei der neue Reichskanzler nun nicht mehr von der SPD gestellt wurde. Gustav Stresemann war Vorsitzender der Deutschen Volkspartei und neuer Reichskanzler des Deutschen Reichs. Am 26. September erklärte er den passiven Ruhr-Widerstand für beendet und die Reparationszahlungen für wieder aufgenommen.


Literaturhinweise:

Grevelhörster, Ludger: Kleine Geschichte der Weimarer Republik 1918–1933. Ein problemgeschichtlicher Überblick, Aschendorff, Münster 52005.

Nöldeke, Marion: Die Ruhrkrise 1923 und ihre Auswirkungen in der Pfalz und in Rheinhessen <URL: https://www.1914-1930-rlp.de/bibliothek/aufsaetze/die-ruhrkrise-1923-und-ihre-auswirkungen-in-der-pfalz-und-in-rheinhessen.html > [aufgerufen am 21.01.2021].

Schmidt, Felix: Ausrufung der „Rheinischen Republik“ 1923 in Mainz <URL: https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/aufsaetze/schmidt-f-ausrufung-rheinische-republik-mainz-1923.html > [aufgerufen am 04.09.2020].

Scriba, Arnulf: Die Ruhrbesetzung, in: LeMo Lebendiges Museum Online, <URL: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/aussenpolitik/ruhrbesetzung-1923.html> [aufgerufen am 18.06.2020].


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