Theodor Alfred Fridberg und Johanna Fridberg, geb. Kahn




Stolpersteine für Theodor Alfred und Johanna Fridberg

Theodor Alfred Fridberg

  • Geboren am 23. Oktober 1887 in Mainz
  • Am 25. März 1942 nach Piaski bei Lublin deportiert
  • ermordet

Johanna Fridberg, geb. Kahn

  • Geboren am 29. Mai 1894 in Diedenbergen (heute Stadtteil von Hofheim im Taunus)
  • Am 25. März 1942 nach Piaski bei Lublin deportiert
  • ermordet


Theodor Alfred Fridberg stammte aus einer alteingesessenen, weit verzweigten jüdischen Mainzer Familie, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts hier beheimatet war. Er wurde am 23. Oktober 1887 in Mainz geboren. Seine Eltern waren der Schirmmacher Sigmund Fridberg und dessen Frau Bertha. Sigmund Fridberg war ein in Mainz bekannter Geschäftsmann und Sozialdemokrat; Ende 1898 Mitbegründer des Mainzer Carneval Clubs (MCC) und dessen langjähriger Präsident. Auch sein Sohn Alfred gehörte zu den Aktiven des Clubs: Er entwarf dessen Fastnachtsorden. Der Ausschluss der Jüdinnen*Juden aus allen Vereinen, der schon 1933 begann, traf auch Sigmund und Alfred Fridberg.


Das Kommitee des MCC, 1927 (Theodor Alfred Fridberg, mittlere Reihe rechts) © Archiv des MCC

Alfred Fridberg, der aus dem Ersten Weltkrieg verwundet zurückgekehrt war, war als gelernter Kaufmann in der Firma seines Vaters tätig, die in handwerklicher Tradition Schirme, Gartenschirme und Stöcke für die Bauern auf dem Mainzer Markt herstellte. Zudem gab es ein Ladengeschäft, in dem auch Pfeifen und Raucherartikel zum Angebot gehörten und das lange als Geschäftsstelle des MCC diente. Seit 1919 war Alfred Fridberg mit Johanna Kahn verheiratet, die am 29. Mai 1894 in Diedenbergen (heute Stadtteil von Hofheim am Taunus) geboren worden war. Sie arbeitete im Geschäft der Schwiegereltern mit.

Die Eheleute hatten zwei Töchter: die am 8. März 1920 geborene Margot und die am 23. Mai 1924 geborene Gertrud. Gertrud besuchte, nachdem jüdische Kinder aus den öffentlichen Schulen verdrängt worden waren, die jüdische Bezirksschule und konnte im Januar 1939, mit 14 Jahren, in einem der Kindertransporte nach England gerettet werden. Dort heiratete sie später und gründete eine Familie. Margot hatte nach Grundschuljahren in der Goetheschule zunächst die Höhere Mädchenschule, danach die jüdische Bezirksschule besucht und anschließend eine kaufmännische Ausbildung bei „Nathan und Stern“ absolviert, einem Großhandel für Kurz-, Weiß- und Wollwaren. Aufgrund der Freundschaft zu einem nichtjüdischen jungen Mann wurde sie wegen angeblicher ‚Rassenschande‘ im Dalberger Hof, dem damaligen Mainzer Polizeigefängnis in der Klarastraße 4, inhaftiert. Durch Beziehungen ihres Vaters wurde sie dort über Nacht herausgeholt, in einen Zug nach Holland gesetzt und konnte von dort im Mai 1939, mit 19 Jahren, nach England fliehen. Danach führte ihr Weg in die USA; 1953 kam sie jedoch nach Mainz zurück und verstarb hier 2012 mit fast 92 Jahren.

Als das Fridbergsche Geschäft auf Druck der Nationalsozialisten bald nach deren Machtübernahme geschlossen werden musste, wurde Alfred Fridberg Geschäftsführer des Schuhhauses Lingel in der Schillerstraße, gegenüber dem Proviantamt, der Mainzer Filiale eines Herstellers von Qualitäts-Herrenschuhen mit damaligem Firmensitz in Erfurt. Im Zuge der ‚Arisierung‘ und der gleichzeitigen Verdrängung der Jüdinnen*Juden aus leitenden Tätigkeiten musste er diese Arbeit aufgeben und wurde, nach den Angaben des Adressbuchs, „Vertreter“. Die Familie, die anfangs in der Jakob-Dieterich-Straße 1, seit 1932 in der Insel 6 nahe dem Schillerplatz gewohnt hatte, zog 1935 in die Erthalstraße 10. In der Pogromnacht des 9./10. November 1938 wurde diese Wohnung demoliert, geplündert und die Familie von Nachbar*innen bedroht.

Alfred und Johanna Fridberg wurden, nachdem die Töchter inzwischen in Sicherheit gebracht werden konnten, 1941 zum Umzug in die Kaiserstraße 21 gezwungen, in eines der Mainzer ‚Judenhäuser‘. Dort mussten sie in einem Zimmer auf engstem Raum leben und die Küche mit allen weiteren Menschen auf dieser Etage teilen. Wie alle noch in Mainz verbliebenen Jüdinnen*Juden sollten sie dadurch besser kontrolliert und schließlich deportiert werden können. Alfred und Johanna Fridberg wurden am 25. März 1942 in einem Transport mit 1.000 Menschen über Darmstadt in das Ghetto Piaski bei Lublin deportiert und bald darauf ermordet.


Text: Renate Knigge-Tesche

Redaktionelle Bearbeitung: HdE



Literaturhinweise:

Knigge-Tesche, Renate: Familie Fridberg, In: Knigge-Tesche, Renate/ Brüchert, Hedwig (Hg.): Der Neue Jüdische Friedhof in Mainz. Biographische Skizzen zu Familien und Personen, die hier ihre Ruhestätte haben (Sonderheft der Mainzer Geschichtsblätter), Mainz 2013, S. 90–97.



Die Stolpersteine wurden am 8. November 2017 in der Erthalstraße 10 verlegt.

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