Dr. Sali und Margarete Levi


Dr. Sali Levi

  • Am 2. November 1883 in Wiesloch geboren
  • Am 25. April 1941 in Berlin gestorben

Margarete Levi, geb. Weissmann

  • 1886 geboren
  • floh quer durch Europa in die USA
  • Im Dezember 1960 in den USA gestorben

Sali Levi wurde am 2. November 1883 als Sohn eines Kaufmanns im badischen Wiesloch geboren. Nach dem Abitur entschloss er sich zu einem Rabbinerstudium. 1902 trat er in das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau ein, studierte daneben Philosophie und promovierte 1906 in Erlangen. Noch vor Abschluss der Rabbiner­ausbildung wurde er 1909 als zweiter Rabbiner an die neue Synagoge in Breslau berufen. Er heiratete Margarete Weissmann, die aus einer künstlerisch orientierten Kaufmannsfamilie stammte. Sie war eine begabte Pianistin, die bereits in jungen Jahren in Breslauer Konzertsälen auftrat. Nach der Eheschließung gab sie ihre musikalische Karriere auf. Die ersten beiden Kinder, Hilde und Hans, wurden in Breslau geboren, die jüngste Tochter Ruth später 1920 in Mainz.

Im Ersten Weltkrieg meldete sich Sali Levi freiwillig und tat Dienst als Feldrabbiner. Im Sommer 1918 wurde er als Nachfolger von Prof. Siegmund Salfeld auf die Rabbinerstelle an der reformierten Synagoge in Mainz berufen. Levi erwarb sich schnell die Anerkennung der Gemeinde und der Öffentlichkeit und war ein geschätzter Redner. So bat man ihn, 1929 zum zehnten Jahrestag der Weimarer Verfassung die Festrede vor mehreren tausend Gästen in der Mainzer Stadthalle zu halten. Er wirkte in vielen wichtigen jüdischen und nichtjüdischen Organisationen mit, war einer der Mitgründer der Mainzer Volkshochschule und eröffnete 1926 den Denkmalfriedhof auf dem Alten jüdischen Friedhof sowie das Museum für jüdische Altertümer in einem Anbau der Synagoge in der Hindenburgstraße.


Rabbiner Dr. Sali Levi bei der Eröffnung des Jüdischen Denkmalfriedhofs (© Stadtarchiv Mainz)

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten versuchte er seine Gemeinde so gut wie möglich zu schützen und verstand es, geschickt mit Vertretern der Gestapo und anderer NS-Dienststellen zu verhandeln. 1934 richtete er mit Genehmigung der Schulbehörde die Jüdische Bezirksschule Mainz ein, in der die Kinder eine behütete Schulzeit verbringen konnten und auf die Emigration vorbereitet wurden.

© USHMM

Von einem Besuch ihrer Kinder Hans und Ruth in den USA Anfang 1939 kehrte das Ehepaar Levi nach Mainz zurück, da der Rabbiner seine Gemeinde nicht im Stich lassen wollte. Nach Kriegsbeginn, mit der zunehmenden Ausgrenzung und Verfolgung der Juden und ihrer Konzentration in „Judenhäusern“, wurden die Anforderungen an Sali Levi immer größer. Zuletzt musste er zusätzlich die Gemeinden in Darmstadt, Worms, Bingen und Gießen betreuen. Die hohe Arbeitsbelastung und die ständigen Schikanen der Gestapo zehrten an seinen Kräften. Erst jetzt entschloss er sich, mit seiner Frau Deutschland zu verlassen. Die jüdische Gemeinde in Brooklyn hatte ihm eine Rabbinerstelle angeboten. Das Ehepaar reiste Ende März 1941 nach Berlin, da Juden zu dieser Zeit die Ausreiseformalitäten nur noch dort abwickeln konnten. Die lange Wartezeit auf die Papiere war zermürbend. Am 25. April 1941 erlitt Sali Levi einen Herzanfall und starb. Er wurde von Rabbiner Dr. Leo Baeck auf dem jüdischen Friedhof Weißensee bestattet. Margarete Levi musste alleine nach einer Zugfahrt in verplombten Waggons quer durch Europa von Lissabon aus die Schiffsfahrt über den Atlantik antreten. Sie lebte zunächst in New York, später in Kalifornien in der Nähe ihrer Kinder und starb im Dezember 1960.



Grabstein für Dr. Sali Levi (© privat)



Text: Dr. Hedwig Brüchert

Redaktionelle Bearbeitung: HdE




Die Stolpersteine wurden am 6. Juli 2020 in der Hindenburgstraße 47 verlegt.

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