Karl Gottfried Salomon


Kurzbiografie

  • Geboren am 04. Januar 1881 in Mainz
  • Deportiert am 25. März 1942 in das Ghetto Piaski
  • Gestorben 1942 im Vernichtungslager Sobibor

Karl Gottfried Salomon wurde 1881 als drittes Kind der Eheleute Wilhelm und Karoline Salomon in Mainz geboren und führte in der 3. Generation seiner ursprünglich aus Horrweiler stammenden Familie eine Weinhandlung in Mainz. Während sein ältester Bruder Maximilian Paul (1877–1916) Opfer des Ersten Weltkriegs wurde und seine Schwester Emma (geb. 1878) sich 1899 nach München verheiratete, starb sein jüngerer Bruder Alphons Viktor (1882–1884) bereits als Kind. Seinen jüngsten Bruder Heinrich Hans (1885–1904) verlor er durch Suizid.

Nachdem seine Eltern im Abstand von drei Wochen zu Beginn des Ersten Weltkriegs verstorben waren und sein verbliebener Bruder knapp zwei Jahre später im Krieg ums Leben kam, blieb die Verantwortung für die Weinhandlung ganz bei Karl Gottfried. Ursprünglich in der Langgasse 2 beheimatet, verlegte er die Weingroßhandlung 1918 in das Hinterhaus der Hindenburgstraße 9. Das Parterre im Vorderhaus war der Familie vorbehalten: im Juli 1920 heiratete er Hedwig Marx aus München, die ihm zwei Söhne gebar: Peter Wilhelm 1921 und Paul Maximilian 1924.

Wirtschaftlich stand seine Weinhandlung zu Beginn der Weimarer Republik, wie andere Unternehmen auch, unter keinem guten Stern: Sie litten unter den Beschränkungen der Besatzungsmacht und der Inflation. Nach einer kurzen Erholungsphase traf sie die Weltwirtschaftskrise ab 1929. Nach der Machtübernahme der Nazis verschärften Boykottaufrufe und antisemitische Propaganda insbesondere die Situation der jüdisch geführten Weinhandlungen. Zwar wurde Karl Gottfried Salomon selbst im Unterschied zu anderen Juden nicht der Weinpanscherei angeklagt, doch war es Ziel dieser Kampagne, alle jüdischen Weinhandlungen ins wirtschaftliche Abseits zu drängen. Vermutlich musste Karl Gottfried Salomon sein Geschäft bereits Mitte der 30er Jahre schließen, denn auf der „Arisierungsliste“ der IHK von 1941 taucht es nicht mehr auf.

Hedwig Salomon, geb. Marx
© privat

Kurz nach dem Pogrom vom 09./10.11.1938 schickten Hedwig und Karl Gottfried Salomon ihren Sohn Paul Maximilian am 5. Januar 1939 mit einem der ersten Kindertransporte nach England. Der ältere Sohn Peter Wilhelm, für den Kindertransport schon zu alt, konnte mithilfe einer Bürgschaft durch Verwandte im gleichen Monat in die USA ausreisen. Hedwig Salomon, die zum Kriegsbeginn gezwungen wurde, mit ihrem Mann in das ‚Judenhaus‘ in der Adam-Karrillon-Straße 58 umzuziehen, starb am 17. Juli 1941, möglicherweise infolge fehlender ärztlicher Versorgung, mit 51 Jahren., vielleicht auch aus Gram über die Trennung von den Kindern und den wirtschaftlichen Ruin. Danach musste Karl Gottfried noch einmal die Unterkunft wechseln und in die Kaiserstraße 53 umziehen. Er wurde mit dem ersten Massentransport vom 25. März 1942 über Darmstadt in das Ghetto Piaski bei Lublin im besetzten Polen deportiert. Von dort wurden die Mainzer zusammen mit den anderen hessischen Juden wenig später vermutlich in das Vernichtungslager Sobibor transportiert und ermordet.

Peter Wilhelm, der gerne mit der US-Army gegen die Nazi-Diktatur gekämpft hätte, kam im Mai 1942 durch einen tragischen Unfall ums Leben. Wir freuen uns jedoch, dass heute die beiden Kinder von Paul, dem jüngeren Sohn von Karl Gottfried Salomon, mit ihren Angehörigen aus England gekommen sind, um gemeinsam mit uns ihres Großvaters zu gedenken.


Stolperstein für Karl Gottfried Salomon in der Hindenburgstraße 9
© privat
Geburtsanzeige von Karl Gottfried Salomon, 1881
© Stadtarchiv Mainz
Kennkarte von Karl Gottfried Salomon
© Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland

Text: Hedwig Brüchert

Redaktionelle Bearbeitung: HdE



Hindenburgstraße 9 heute
© HdE

Der Stolperstein für Karl Gottfried Salomon wurde am 25. Januar 2023 in der Hindenburgstraße 9 verlegt.

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