Arthur und Selma Wildau


Arthur Wildau

  • geboren am 19. Oktober 1882 in Mainz
  • ermordet 1942 in Piaski

Selma Wildau, geb. Löwenthal

  • geboren am 7. April 1889 in Schierstein
  • ermordet 1942 in Piaski

Heiratsanzeige, Arthur und Selma Wildau
© Arolsen Archives

Arthur Wildau entstammte einer großen Familie. Sein Vater, Isaak Wildau, war 1837 in Schmechten in Westfalen (heute Stadtteil von Brakel im Kreis Höchster) geboren und kam als junger Mann nach Mainz. Er hatte Eva Rössmann aus Frankfurt am Main geheiratet und eine Möbelhandlung aufgebaut. Das Paar hatte neun Kinder, von denen drei schon sehr jung starben. Der Vater Isaak Wildau starb 1922, die Mutter Eva Rössmann starb im Jahr 1933. Beide Eltern sind auf dem Neuen Jüdischen Friedhof Mainz begraben.

Zwei der Söhne, Nathan Albert (geboren 1874) und Arthur (geboren 1882), waren in das väterliche Geschäft eingetreten und führten es gemeinsam weiter. Die Möbelhandlung befand sich im Haus in der Großen Bleiche 34–36, schräg gegenüber vom Neuen Brunnen. Einer von Alberts Söhnen, Kurt, arbeitete nach seiner kaufmännischen Ausbildung ebenfalls im Familienunternehmen mit und wohnte im 1. Stock des Geschäftshauses in der Großen Bleiche.

Arthur Wildau war mit der 1889 in Schierstein geborenen Selma Löwenthal verheiratet. Das Paar hatte zwei Töchter. Tochter Hildegard wurde 1914 geboren und Tochter Marianne im Jahr 1921. Arthur Wildau hatte im Mai 1918 die Einbürgerung nach Hessen beantragt und war als Mainzer Bürger angenommen worden. Aufgrund der Herkunft seines Vaters war er bis zu diesem Zeitpunkt noch preußischer Untertan gewesen. Er wohnte in dem Haus in der Umbach 5, das im Krieg zerstört wurde. Durch die Verbreiterung der Straße im Zuge des Wiederaufbaus verschwanden das Grundstück und die Hausnummer.

Unter dem Druck, der durch den NS-Staat auf jüdische Unternehmer*innen ausgeübt wurde, konnten die Wildaus die Möbelhandlung nicht weiterführen. Ein Teil der Familie konnte emigrieren. Kurt Wildau, Arthurs Neffe und Alberts Sohn, gelangte 1936 mit seiner Familie nach Argentinien. Eine der beiden Töchter von Arthur und Selma Wildau, die 18-jährige Marianne, die noch bei den Eltern in der Umbach 5 lebte, konnte 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, nach England flüchten.


Kennkarte von Arthur Wildau
© Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland

Ihre Eltern Arthur und Selma wurden bald darauf gezwungen, ihre Wohnung in der Umbach zu verlassen und in eines der ‚Judenhäuser‘, in die Frauenlobstraße 4, umzuziehen, wo sie in qualvoller Enge mit mehreren anderen jüdischen Familien zusammenleben mussten. Von dort wurden sie am 25. März 1942 nach Piaski bei Lublin im besetzten Polen deportiert und wenig später in einem Vernichtungslager ermordet.

Deportationsliste, Mainz über Darmstadt nach Piaski
© Arolsen Archives

Text: Hedwig Brüchert

Redaktionelle Bearbeitung: HdE



Straßenansicht der Großen Langgasse 29 heute
© HdE

Die Stolpersteine für Selma und Arthur Wildau wurden am 6. November 2013 in der Großen Langgasse 29, ehemals Umbach 5, verlegt.

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