Alice Wilhelmine Suwalski, geb. Fridberg



Kurzbiografie:


• geboren am 20. Mai 1884 in Mainz
• ermordet 1942 in Riga


Alice Wilhelmine Fridberg entstammte der alteingesessenen jüdischen Mainzer Familie Fridberg, die bis Mitte des 18. Jahrhunderts zurück belegt ist. Sie war das älteste von drei Kindern der Eheleute Sigmund und Berta Fridberg (geb. Weiner). Sigmund Fridberg war Schirmmacher, Geschäftsinhaber und Mitgründer des Mainzer Carneval Clubs (MCC).

Die 1884 geborene Alice Fridberg war Inhaberin des Korsetthauses Fridberg in der Stadthausstraße 22, schon bevor sie 1916 den katholischen Hannoveraner Eduard Suwalski heiratete. Die Ehe der beiden blieb kinderlos. Nach der Hochzeit führten sie das Geschäft gemeinsam weiter. Nach der ‚Machtübernahme‘ der Nationalsozialisten 1933 verboten diese Alice Suwalski Inhaberin des Geschäfts zu sein: Sie durfte nach 1933 nur noch als Prokuristin firmieren. Hier setzte bereits die ‚Arisierung‘ ein.

1938 musste das Korsetthaus Fridberg aufgrund des ansteigenden Drucks und der Repressalien durch die Nationalsozialisten endgültig aufgegeben werden. Nachdem Eduard Suwalski infolge schwerer Erkrankung am 29. April 1939 verstorben war, verzog Alice Suwalski nach Stuttgart. Dort ging sie im Alter von 55 Jahren eine zweite Ehe ein. In Mainz war sie als Geschäftsinhaberin und Tochter einer bekannten Familie zu gefährdet und sie erhoffte sich von einer Stadt, in der man sie nicht kannte, mehr Schutz. Ihre Eltern waren inzwischen verstorben und die Familie ihres Bruders war seit der Pogromnacht ständigen Übergriffen, Anfeindungen und Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt.

Den Schutz, den sich Alice Suwalski von einem Leben in der Anonymität erhofft hatte, erhielt sie leider nicht. Schon mit dem ersten Stuttgarter Deportationszug wurde Alice Wilhelmine Suwalski zusammen mit rund 1.000 jüdischen Menschen am 1. Dezember 1941 in das von den Deutschen besetzte lettische Riga deportiert und bald danach ermordet. In der kurzen Liste der Überlebenden dieser Deportation fehlt ihr Name.


Kennkarte von Alice Wilhelmine Suwalski, geb. Fridberg (© Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)

Alice Suwalski, geb. Fridberg, steht in der Deportationsliste unter ihrem Namen aus erster Ehe. Ihr zweiter Mann, der Würzburger Paul Sochaczewer, wurde gemeinsam mit ihr deportiert. Da Alice Suwalski Mainzerin war, man nur bedingt von einem freiwilligen Umzug nach Stuttgart sprechen kann, und sie in Stuttgart nicht wirklich bekannt war, haben wir uns in Erinnerung an sie für die Verlegung eines Stolpersteines in ihrer Heimatstadt Mainz entschieden.


Verfasserin: Renate Knigge-Tesche

Redaktionelle Bearbeitung: HdE



Literatur- und Quellenhinweise:

Knigge-Tesche, Renate: Familie Fridberg, in: Knigge-Tesche, Renate/ Brüchert, Hedwig (Hrsg.): Der Neue Jüdische Friedhof in Mainz. Biographische Skizzen zu Familien und Personen, die hier ihre Ruhestätte haben (Sonderheft der Mainzer Geschichtsblätter), Mainz 2013, S. 90–97 und weitere hier genannte Quellen.

Scheffler, Wolfgang/ Schulle, Diana (Hrsg.): Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden, München 2003.



Der Stolperstein wurde am 17. April 2019 in der Schusterstraße 44–46 verlegt.

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