Adolf Otto Herz und Johanna Herz, geb. Mandelbaum


Adolf Otto Herz

  • geboren am 19. September 1870 in Mainz
  • ermordet am 28. November 1942 in Theresienstadt

Johanna Herz, geb. Mandelbaum

  • geboren am 26. April 1879 in Mannheim
  • ermordet am 2. Januar 1943 in Theresienstadt

Adolf Otto Herz kam am 19. September 1870 als drittjüngstes von neun Kindern des Kaufmanns und Lederhändlers Siegmund Herz und seiner Frau Hortense, geborene Sichel, in Mainz zur Welt. Er gehörte der dritten Generation seiner Familie in Mainz an: Der Großvater war einst von Weilburg nach Mainz gezogen. Zwei Geschwister von Adolf Otto Herz starben bereits im Kindesalter, andere zogen als junge Erwachsene nach England und in die USA.

Am 3. Juni 1911 heiratete er in Mannheim Johanna Mandelbaum, die dort am 26. April 1879 geboren worden war. Zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor. Die Tochter Lieselotte starb bereits im Alter von sieben Jahren an Windpocken. Der 1917 geborene Sohn Richard besuchte später das Alte Gymnasium, die Vorgängerschule des heutigen Rhabanus-Maurus-Gymnasiums in Mainz. Im Alter von 20 Jahren gelang es ihm 1937, mithilfe von in den USA lebenden Verwandten dorthin zu fliehen. Er hatte zunächst Mühe, beruflich Fuß zu fassen. Dennoch führte er später ein erfolgreiches Leben.

Adolf Otto Herz hatte sich beruflich dem Bankfach zugewandt. Über seine Ausbildung ist leider nichts bekannt. Seit 1910 betrieb Adolf Otto Herz als Inhaber zusammen mit Bernhard Weis das Bankgeschäft „Weis, Herz u. Co.“ mit Sitz in der Bahnhofstraße 8. Dies war eine der damals zahlreichen kleineren Privatbanken. Gerade dadurch, dass keine Genehmigung oder Lizenz erforderlich war, war die Gründung einer Bank zur damaligen Zeit verhältnismäßig einfach. Von Beginn an war das Bankgeschäft „Weis, Herz u. Co.“ als Niederlassung eng verbunden mit der Mitteldeutschen Kreditbank, eine damals häufige Verbindung zwischen Privatbanken, um räumlich erweiterte Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen und die Übernahme durch die stark expandierenden großen Berliner Aktienbanken abzuwehren.

Spätestens nach Ende des Ersten Weltkriegs errichtete die Mitteldeutsche Kreditbank offiziell eine Filiale in Mainz, deren Direktoren nun Adolf Otto Herz und Bernhard Weis wurden. Die Bank hatte ihren Sitz am Schillerplatz 3, einer renommierten Mainzer Geschäftsadresse. Mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929, von der viele Bankhäuser betroffen waren, übernahm die Commerz- und Privatbank AG Berlin (heutige Commerzbank AG) die Mitteldeutsche Kreditbank. Die Mainzer Filiale existierte somit nicht mehr. Zu Jahresbeginn 1929 hatte die Commerz- und Privatbank auch das Mainzer Bankhaus Kronenberger übernommen. Der bisherige Direktor Adolf Otto Herz musste im Alter von 60 Jahren ausscheiden, auch Bernhard Weis durfte nur wenig länger bleiben. Adolf Otto Herz, jetzt Bankdirektor a. D., setzte seine beruflichen Erfahrungen daraufhin in einem privaten Geschäft für Versicherungen und Immobilien ein.



Nach der Heirat 1911 waren Adolf Otto und Johanna Herz in die Parkusstraße 4 gezogen, verlegten ihren Wohnsitz jedoch schon bald in die Uferstraße 13, wo sie bis 1925 wohnten. Danach zogen sie in die Schulstraße 16 1/10 (heute: Adam-Karrillon-Straße) und schließlich 1932 in das Haus Am Stiftswingert 19, wo Adolf Herz weiter ein Büro für Versicherungen, Immobilien und Hypothekenvermittlung hatte. Die ‚Arisierung‘, d. h. die Verdrängung der Jüdinnen*Juden aus dem Wirtschaftsleben, führte 1936 zur Aufgabe seiner Tätigkeit.

Mit der vom NS-Regime erzwungenen Einweisung jüdischer Mainzer*innen in sogenannte ‚Judenhäuser‘, um sie besser kontrollieren und später deportieren zu können, mussten Adolf Otto und Johanna Herz zwangsweise in das Haus Hopfengarten 9 ziehen. Dort lebten sie zu zweit in einem Raum und mussten sich die Küche mit allen anderen Bewohner*innen teilen. Am 27. September 1942 wurden sie von Mainz über Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die Deportationsliste ist zynischerweise mit „Wohnsitzverlegung nach Theresienstadt“ überschrieben. Adolf Otto Herz starb aufgrund der elenden Bedingungen und dem Hunger am 28. November 1942 im Alter von 72 Jahren im Ghetto Theresienstadt, seine Frau mit 63 Jahren am 2. Januar 1943.


Text: Renate Knigge-Tesche und Gernot Zeitlinger

Redaktionelle Bearbeitung: HdE



Literaturhinweise:

Ancestry: Heiratsregister Mannheim 1911 Bd. 2 Nr. 587.

Ancestry: Einbürgerungsregister Richard Herz New York.

Stadtarchiv Mainz: Geburtenregister Mainz 1870 Nr. 1499.

Stadtarchiv Mainz: Familienregister Nr. 439 J.B. und Nr. 13691.

Stadtarchiv Mainz: NL Oppenheim 51,20 u. 51,21c.

Stadtarchiv Mainz: Adressbücher der Stadt Mainz inkl. Firmenverzeichnisse 1911–1938.

Stadtarchiv Mainz: Deportationsliste vom 27. September 1942 nach Theresienstadt.

Theresienstädter Gedenkbuch.



Die Stolpersteine wurden am 8. November 2017 Am Stiftswingert 19 verlegt.

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