Judenhäuser

In den sogenannten ‚Judenhäusern‘ mussten Jüdinnen*Juden auf engstem Raum mit anderen Menschen zusammenleben. Sie wurden entweder gezwungen, von ihrem eigenen Haus aus in ein ‚Judenhaus‘ umzuziehen, oder sie mussten in ihrem eigenen Haus andere jüdische Familien aufnehmen. Ihr Haus wurde somit zu einem ‚Judenhaus‘ umfunktioniert.

Am 30. April 1939 wurde das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ (Reichsgesetzblatt, 1939, Teil I, S. 864) verabschiedet. Darin verankert war die „gesetzliche Grundlage für die Konzentration von Jüdinnen und Juden in sogenannten ‚Judenhäusern‘“ (Gonsenheimer Erinnerungen, 2018, S. 71). Das Gesetz beinhaltete zwei Kernanordnungen: Erstens mussten jüdische Mieter*innen auf Verlangen eines ‚arischen‘ Vermieters dessen Wohnung sofort räumen. Und zweitens mussten jüdische Hausbesitzer*innen andere jüdische Wohnungssuchende aufnehmen. Ziel dieses Gesetzes war zum einen die bessere Kontrolle der jüdischen Bevölkerung aufgrund deren Zentrierung an einigen wenigen Orten und zum anderen eine Verbesserung der Bedingungen auf dem Wohnungsmarkt für „Arier“. „In den ‚Judenwohnungen‘ waren die Menschen gezwungen, unter unerträglichen Bedingungen auf engstem Raum zu leben. Ab September 1941 musste jedes Zimmer mit mindestens zwei Personen belegt werden.“ (http://www.mainz1933-1945.de/rundgang/teil-i-innenstadt/judenhaus.html). Um ‚Judenhäuser‘ sichtbar zu machen, mussten die Wohnungstüren mit einem schwarzen Davidstern auf weißem Grund gekennzeichnet werden.


Literaturhinweise:

Anton Maria Keim/Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V. (Hrsg.): Als die letzten Hoffnungen verbrannten. 9./10. November 1938. Mainzer Juden zwischen Integration und Vernichtung. Mainz 1988; darin insbes. Hans-Jürgen Bömelburg: Vom Antisemitismus zum Völkermord. Die Deportation und Ermordung der Mainzer Juden, S. 101-114.

Hedwig Brüchert: Nationalsozialistischer Rassenwahn. Entrechtung, Verschleppung und Ermordung der Mainzer Juden, Sinti und geistig behinderten Menschen. In: Der Nationalsozialismus in Mainz 1933–1945. Terror und Alltag, hrsg. v. d. Stadt Mainz, Redaktion Wolfgang Dobras (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 36), Mainz 2008, S. 79-92

Stadtführer: Auf den Spuren des Nationalsozialismus durch Mainz, Bearbeiter: Jan Storre, Neuauflage bearb. v. Hedwig Brüchert und Markus Würz (Sonderheft der Mainzer Geschichtsblätter), Mainz 2011.

Sprenger, Kai-Michael (Hrsg.): Gonsenheimer Erinnerungen. Katalog zur Ausstellung jüdische Nachbarinnen und Nachbarn zwischen Integration und Ausgrenzung, Mainz 2018 (Institut für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.).

Internetquellen:

Judenhaus“ (Adam-Karrillon-Straße 13) ,<URL: http://www.mainz1933-1945.de/rundgang/teil-i-innenstadt/judenhaus.html>[aufgerufen am 19.12.2019].


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