Hermann Goldberg


  • 1874 in Sulejow (Polen) geboren
  • 1942 nach Theresienstadt deportiert
  • 1943 in Auschwitz ermordet

Hermann Goldberg, auch Herzlik genannt, wurde 1874 in der polnischen Kleinstadt Sulejów nahe Łódź geboren. 1899 heiratete er die vier Jahre jüngere, in Zgierz geborene Gitla Zwikielski. Die Eheleute hatten drei Töchter und einen Sohn, geboren in Polen zwischen 1901 und 1910.

Im Mainzer Adressbuch findet man Hermann Goldberg erstmals 1914 und man darf annehmen, dass die Familie 1913 nach Mainz kam, also noch vor dem Ersten Weltkrieg. Goldberg war Schuhmachermeister. Die Familie wohnte zunächst in der Großen Langgasse 10, zog dann in die Lotharstraße 3 und lebte schließlich in der Stadthausstraße 10. Zu allen drei Adressen ist im Gewerbeverzeichnis eine Schuhmacherwerkstatt eingetragen.

Über die Kinder der Goldbergs ist leider nicht viel bekannt. Tochter Channa heiratete den Mainzer Alfred Loewenbaum. Beide wurden 1942 nach Piaski bei Lublin deportiert und ermordet. Heute erinnern Stolpersteine in der Augustinerstraße 64–66 an die beiden. Eine Schwester und ihr Bruder sollen nach Brasilien ausgewandert sein, weitere Spuren fehlen bisher.

Hermann und Gitla Goldberg wurden gezwungen, in das ‚Judenhaus‘ in der Walpodenstraße 17 zu ziehen, wo sie auf engstem Raum in einem Zimmer leben mussten. Auch Tochter Channa und Schwiegersohn Alfred wurden hier zwangsweise einquartiert. Sie mussten sich mit einer Notküche behelfen, die sie noch mit weiteren Menschen im Haus teilen mussten.

Am 7. Januar 1942 starb Gitla Goldberg mit knapp 64 Jahren im Jüdischen Krankenhaus in Main. Sie wurde auf dem Neuen Jüdischen Friedhof beerdigt. Als die Tochter Channa mit ihrem Ehemann Alfred Loewenbaum bald darauf im März 1942 nach Piaski deportiert worden waren, blieb Hermann Goldberg alleine zurück. Am 27. September 1942 wurde er in das Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Die Deportationslisten wurden von den Nationalsozialisten zynisch mit „Wohnsitzverlegung nach Theresienstadt“ überschrieben.


Deportationsliste mit Hermann Goldberg (© Stadtarchiv, NL Oppenheim 51,20)

Dort lebte Hermann Goldberg unter den menschenunwürdigen Bedingungen des Ghettos mit unzureichender Ernährung, ohne medizinische Versorgung und bei erbärmlicher Unterbringung. Es ist unbekannt, ob er als Schuhmacher bei der Selbstverwaltung der vielen Notwendigkeiten in diesem Lager mithalf.

Am 18. Dezember 1943, also über ein Jahr nach seiner Ankunft in Theresienstadt, wurde Hermann Goldberg erneut deportiert – diesmal nach in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, wo er ermordet wurde.


Text: Renate Knigge-Tesche

Redaktionelle Bearbeitung: HdE



Literaturhinweise:

Knigge-Tesche, Renate/ Brüchert, Hedwig (Hg.): Der Neue Jüdische Friedhof in Mainz. Biographische Skizzen zu Familien und Personen, die hier ihre Ruhestätte haben (Sonderheft der Mainzer Geschichtsblätter), Mainz 2013, S. 324.

Stadtarchiv Mainz: Adressbücher der Stadt Mainz inkl. Gewerbeverzeichnis 1914 bis 1938.

Stadtarchiv Mainz: Deportationsliste vom 27. September 1942 nach Theresienstadt.

Stadtarchiv Mainz: NL Oppenheim 51,20.

Stadtarchiv Mainz: Sterberegister Mainz vom 7. Januar 1942.

Theresienstädter Gedenkbuch.



Der Stolperstein wurde am 17. April 2019 in der Stadthausstraße 10 verlegt.

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